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Lesen im Herbst – Graue Nebel wallen

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Lesen

Herbst kann ja bekanntlich zwei Seiten haben. Die mit den bunten Blättern vor Sonnenlicht. Und die mit dem Dauerregen, mit Spinnen und Mäusen, die versuchen, ins warme Haus zu flüchten, und mit dem Gedanken an noch kältere und grauere Stunden. Glücklich, wer, aus Sturm und Regen heimgekehrt, es sich auf dem warmen Sofa gemütlich machen kann. Und lesen. Zum Beispiel:

Karin Duve
Regenroman
Dieses Buch macht seinem Namen alle Ehre. Hier hängt nicht nur der Wettersegen schief, es ist – und bleibt – auch ansonsten feucht. Leon und Marina ziehen um, in ein einsam gelegenes Haus am Moor. Nur leider weigert sich letzteres beharrlich, draußen zu bleiben. Da Leon auch noch mit der Hamburger Halbwelt angebandelt hat, versinken die beiden langsam, aber unaufhaltsam in einem Morast aus Schwierigkeiten. Das Ganze wird von der Autorin mit geradezu genüsslichem Ekel beschrieben. Warme Socken sind also bei der Lektüre Pflicht – dann allerdings erwartet einen ein großes Lesevergnügen.

Walter Moers
Ensel und Krete
Wie immer bei Walter Moers handelt es sich auch hier um erfindungsreichen Unfug voller überraschender Wendungen. Letztere sind in diesem Buch über die sicher nicht ganz unbekannte Geschichte von zwei Kindern, die sich im Wald verlaufen und an ein Hexenhäuschen kommen, allerdings außergewöhnlich häufig. Außerdem spielt – und hier kommt dann der Herbst ins Spiel – ein Laubwolf eine entscheidende Rolle. Das Buch ist bei all dem Un- nicht ohne Hinter- und Tiefsinn – konfrontiert Moers doch gerade geübte Literaturfreunde immer mal wieder mit ihren standardisierten „Plot-Erwartungen“, indem er sie gehörig gegen den Strich bürstet.

Theodor Storm
Der Schimmelreiter
Was würde besser zum Herbst passen als eine Gespenstergeschichte. Und dann auch noch eine aus der „grauen Stadt am grauen Meer“, eine Geschichte, in der der Sturmwind einem so manches Mal beim Lesen durch die Haare zu fahren scheint und der Blanke Hans zeigen darf, was in ihm steckt. Deichgraf Hauke Haien will dem alten Aberglauben nicht nachgeben, in einen neuen Deich müsse „was Lebendiges hinein“. Doch so leicht sind die bösen Mächte nicht zufrieden zu stellen…