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Ungarische Spitzpaprika

Tags dieses Artikels:
Kommunikation, Kunden, Werte

Schon aus Prinzip gebe ich lieber etwas mehr Geld in einem kleinen Geschäft bei mir um die Ecke aus als zu einem der „Großen“ derselben Branche zu gehen. Davon erhoffe ich mir nicht nur, dass es die Läden dann auch weiterhin in meiner Nähe gibt und wir mit dem Rad zum Einkaufen fahren können, sondern – aber das mag schon der Fehler sein – auch einen, naja, irgendwie „besseren“ und vor allem persönlicheren und freundlicheren Service.
Immer öfter fällt mir allerdings dabei auf, dass ich als Kunde dort nicht etwa gut behandelt werde und vor allem als ein Kunde von um die Ecke, der möglichst wiederkommen soll, damit es den Laden in meiner Nähe dann auch weiterhin gibt, sondern dass mir und meinen Anliegen etwas zwischen Unwillen und Überheblichkeit entgegenschlägt: „Sowas haben wir hier nicht!!“ Und da stehe ich dann also als jemand, der gewagt hat, sowas zu verlangen.
Erstes Beispiel: Bücher. Jahrelang habe ich in Frankfurt tapfer bei einem der kleinen Buchläden bei uns in der Nähe gekauft. Nun erwerbe ich – schon aus beruflichen Gründen, aber, man ahnt es nicht: auch aus Interesse – allerlei Managementliteratur. Zugegeben, gerade die US-amerikanischen Werke haben oft Titel, die recht übertrieben und martialisch klingen. Kein Grund aber, wie ich finde, mir diese Werke dann mit spitzen Lippen und einem leicht angeekelten „Wer liest denn sowas?!“ über den Ladentisch zu schieben. Na, ich! Und ich sage ja nicht, die Bücher seien alle lesenswert. Aber ich kaufe und – ja – lese sie. Und ich bezahle sie. Inzwischen allerdings – irgendwann reicht es einfach – bei einem der großen Internet-Buchhändler.
Zweites Beispiel: Letscho. Das ist ein ungarisches Gemüsegericht, für das man ungarische Spitzpaprika verwendet. Wir also losgezogen, zuerst zu „unserem“ Gemüsehändler. „Wir brauchen hier kein Gemüse aus Ungarn!“, wurden wir streng zurechtgewiesen. Aha? Wir schon. Zweiter Versuch zwei Tage später auf dem Wochenmarkt. Tatsächlich führt einer der Stände etwas, das rein von der Optik wie das aussieht, das wir kaufen möchten. Wir verlangen ein Pfund, und dann wagt mein Mann zu fragen, ob das tatsächlich ungarische Spitzpaprika seien. Rein aus Wissbegierde. „Nein, natürlich nicht!“, wird er angebellt, „Das sind hiesige!!“ Naja, hiesige ungarische Spitzpaprika halt. Nun liegt unserer Zeitung gelegentlich ein Prospekt bei. Dort erfuhren wir, dass realKommaStrich in eben der Woche ungarische Spitzpaprika führte. Die haben wir dann erworben. Und niemand dort hat sich an unserem Anliegen gestört.